Arne
Kalkbrenner „transit pieces“
Die
Ware auf den Markt bringen, feilbieten, schachern, feilschen und sich
handelseinig werden, womöglich händeringend, dann jedoch handfest
mit Handschlag. Die Zölle und Abgaben eingerechnet. Der Wagen rollt
wieder, der Schlagbaum fällt.
Handelswege sind das Thema der
Arbeit „transit pieces“ von Arne Kalkbrenner, doch nicht das
rollende Rad ist hier zu sehen. Es braucht nur die Vorstellung von
schweren Lasten, von Fahrspuren, tief eingedrückt. Auf dem Boden
findet das Auge des Betrachters aber kein Kreuz und Quer. Der Sockel
ist Teil der Gestaltung, und er zeigt: Hier geht es nicht vom
Irgendwoher ins Irgendwohin, hier ist der Weg, der mit steter Ruhe
befahren wurde, um an ein Ziel zu kommen. So zurückhaltend wie der
Bildhauer hier im Offenen bleibt, so genau hat er sich wohl vom
Entwurf bis zur Anschauung nicht übers Probieren seinem Thema
angenähert. Denn was bedeutet es, ein solches Werk in seiner Kraft
umzusetzen? Wenn nicht nur der Anblick, sondern auch schon die
Nutzbarkeit in der Skizze sichtbar werden, wenn Baugenehmigungen und
Statikgutachten keine Rolle spielen sollen, dann hat sich da einer
überlegt, was er will, was er braucht und wie viel es kosten wird.
Und so ruht er fest am Boden, der Betonguss mit Gold- und
Bleianteilen. Dafür mussten vier Wochen lang Formen aus
Siebdruckplatten gebaut werden. Eine erste Version mit Beton der
Prenzlauer Firma BTT war jedoch noch nicht für die Dauerhaftigkeit
bestimmt. Die vorliegende, durch die Firma Retzlaff zum Parmener
Atelier und jetzt nach Fürstenwerder transportierte ist ein Guss von
Geitner-Bau Joachimsthal, spezialisiert auf Betonelemente und mit
Erfahrung auch für künstlerische Güsse, zum Beispiel für das
Holocaust-Mahnmal. Vor Ort wirkt der Künstler beim Einschalen und
Ausschalen mit, holt sich die Hilfe von zwei Kolleginnen beim
Verbleien und Vergolden. Denn aus einer der drei erhabenen
„Transportkisten“ schimmert es verführerisch, die anderen
bleiben verschlossen. Was sie wohl enthalten könnten? Der Künstler
befördert mit dem Werk „transit pieces“ das Uneindeutige, das
dem Betrachter den Schritt ins Niemandsland der eigenen
Gedankensprünge ermöglicht. Die Durchziehenden auf den Handelswegen
haben vielleicht noch etwas hinterlassen: rauschende Moden, fremde
Sitten, Lieder, Gesänge, Tänze und vor allem neue Bezeichnungen für
neue Dinge. Wörter für die Abstellkammer, in der Stroh zu Gold
gesponnen wird. Reichtümer, die ungeahnt waren. Und aus den
kompakten Quadern flüstert es: Das Nutzbare hat etwas Märchenhaftes.
Verweile doch.
Ines Baumgartl
Am Freitag, dem 20. August 2021, wurde dieses Kunstwerk in Fürstenwerder
(Wallscheunenweg) der Öffentlichkeit übergeben.